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Wie ich auf meine Preise komme

Bevor ich euch mitteile, wie ich meine Produktpreise kalkuliere, der Hinweis:

Dies ist keine Rechtsberatung. Die Kosten setzen sich aus individuellen Faktoren zusammen, die von der Branche, dem Produkt, der Rechtsform usw. abhängig ist.

Bitte informiert euch selbst. Danke :)

Also wie komme ich nun zu meinen Preisen?

 

Grundsätzlich stellte ich mir die Frage. Möchte ich es hobbymäßig machen oder davon leben können?

 

Auf den ersten Blick macht es keinen großen Unterschied. Wenn ich es aber mehr aus Spaß an der Freude mache und nicht auf das Geld angewiesen bin, kann ich meine Preise niedriger halten. Dann reicht es einem vielleicht, dass man das Geld für das Material reinbekommt und vielleicht einen Obolus.

 

Wenn man wie ich, aber davon leben möchte, gibt es einige Faktoren, die man beachten sollte. Ich habe vor meiner Selbstständigkeit an einem Existenzgründerseminar vom Arbeitsamt teilgenommen. Und auch schon während meines Studiums mit der Selbstständigkeit beschäftigt. Meine Uni bot über saxeed uns die Möglichkeit, reinzuschnuppern und erstes Wissen sich anzueignen. Dadurch wusste ich z.B. was ein Businessplan ist.

In dem Existenzgründerkurs ging es dann noch weiter in Tiefe und es war auch schon spezifischer, da ich wusste in welche Richtung/Branche es gehen soll.

 

Es gibt verschiedene Wege seine Preise zu kalkulieren. Der eine möchte es vielleicht ganz genau wissen und ein andere möchte es einfach haben.

In meinem Kurs bin ich mehr ins Detail gegangen. Ich habe alle Kosten aufgestellt, die bezahlt werden müssen, wie Miete, Versicherungen, Lebensmittelkosten. Auch Kosten für Kleidung und Freizeit usw. sollte ich in der Berechnung beachten. Also alle Lebenshaltungskosten. Entweder nur für sich oder auch Kinder und/oder Haustiere.

Man kann nicht pauschal den Durchschnittslohn oder so nehmen, weil man als Selbstständiger ganz andere Kosten hat. In der Regel zahlt man seinen Krankenkassenbeiträge komplett allein. Auch gibt es bei Steuern einiges zu beachten.

 

In meinem Kurs wurde auch geschaut, an welchen bzw. wie vielen Tagen und Stunden man arbeitet bzw. arbeiten kann. Das heißt, will man an nur 4 Tagen (8h) arbeiten oder ist man bereit an 6 Tagen (8h) zu arbeiten, ergibt sich ein ganz anderer Stundensatz.

Man kann sich dann auch sehr gut ausrechnen, was man durchschnittlich am Tag/pro Saison produzieren und verkaufen muss, um auf die Kosten zu kommen.

Mir wurde empfohlen auf das Pareto-Prinzip zu achten. Also die 80/20 Regel. Vereinfacht gesagt, bringe ich 100 Produkte auf einen Markt mit, verkaufen sich 20 und 80 bleiben über. Und diese 20 müssen aber die 100% Kosten erbringen.

 

Was ich anfangs nicht so bedacht hatte, war, dass man Kosten für die Webseite, Visitenkarten, Verpackung usw. auch nicht vergessen darf. Oder die Arbeitszeit für Pflege des Onlineauftritts oder den Weg zur Post. In einer Firma wird man dafür bezahlt. Bei sich selber muss man darauf achten, dass es vergütet wird und man nicht alles in seiner „Freizeit“ erledigt.

 

Was beeinflusst den Preis auch noch? Natürlich die Materialkosten. Ich habe schon Stoffe in den USA bestellt. Da kommen recht hohe Versandkosten hinzu und auch Zölle. Das alles muss mit in den Materialpreis.

Wenn ich nähe, habe ich extra Stromkosten. Auch die Wartung der Maschine kostet Geld. Oder wenn Nadeln kaputt gehen, muss man sie ersetzen. Garn kostet. Oder wenn man Stoffe vorwäscht.

Preisetiketten kosten Geld. Textiletiketten kosten Geld.

Wenn man online versendet, muss man seine Verpackungen lizensieren.

Rechtstexte kosten Geld. Ja, es gibt auch kostenlose, aber die sind meist recht allgemein gehalten und bieten keine wirkliche Rechtssicherheit.

 

Man muss auch Rabatte einkalkulieren. Klingt zwar doof. Aber ohne diesen Puffer, würde man nur Verluste machen, wenn man Rabatt gewährt. Außer dein Stundensatz ist bombastisch kalkuliert. Ich bin an der untersten Grenze, weil ich eigentlich nicht zu „teuer“ sein will. Irgendwie habe ich Angst, wenn die Preise so hoch sind, dass ich nichts verkaufe.

Durch Hobbyanbieter und die großen (Mode)Ketten, sind Kunden mit Preisen verwöhnt, die ich als Alleinhersteller gar nicht anbieten kann. Da ich so geringe Mengen bestelle und auch produziere, kann ich keine so günstigen Grundkosten haben.

Das ist schade, dass das einige vergessen. Sie sehen nur den Preis vom Einzelhändler. Da freue ich mich umso mehr, wenn jemand sich nicht „beschwert“. Oder es macht auch einen Unterschied zu sagen: „Ich habe das Budget nicht.“ Das klingt viel besser, als wenn ich höre: „Das ist zu teuer.“ Ich weiß zwar, dass meine Preise gerechtfertigt sind und eigentlich noch höher sein müssten, aber innerlich fühlt es sich dann trotzdem doof an.

 

Man kann es sich auch einfacher machen. Es gibt für jede Branche auch Empfehlungen für den Stundenlohn. Da hätte ich pauschal eine Zahl ansetzen können.

Durch die Berechnung im Kurs wusste ich aber ganz genau, was mein Mindestlohn sein muss, ohne dass ich für lau arbeite.

 

Zwischendurch bin ich etwas vom Thema abgeschweift. Aber nun könnt ihr vielleicht etwas besser nachvollziehen, warum manche Preise sind, wie sie sind. Und warum manchmal gleiche Produkte von unterschiedlichen Designern unterschiedlich Kosten. Der eine braucht vielleicht die doppelte Miete oder hat Kinder, Auto und Haustiere, der andere lebt ganz genügsam ohne große Ausschweifungen und fährt Rad.

 

Kurz zusammengefasst, meine Preise setzen sich zusammen aus:

 

Miete, Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Krankenkasse, Stand- und Ladenmiete, Mehrwertsteuer (Umsatzsteuer), Rabatte, Preise für Verpackung, Visitenkarten, Onlineshop etc., Materialkosten, Zeitaufwand und vielem mehr.

 

Es ist leider nicht nur Material und bissel was draufschlagen.

 

PS: Ach ja, man braucht auch Puffer, wenn z.B. auf Märkten etwas gestohlen wird oder von Kunden oder einem selbst etwas kaputt geht.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sylvia (Dienstag, 04 Januar 2022 12:35)

    Jeder Selbstständige kann deine Preise nachvollziehen, aber leider sind viele Kunden nicht selbstständig und können die Preise nicht nachvollziehen. Vor allem nicht die Arbeit und Mühe die hinter einem Produkt steht. Ich kann deine Preise voll verstehen auch wenn ich sie viel zu niedrig finde. Ich wünsche dir viel mehr Kunden, die deine Produkte zu schätzen wissen!!! Liebe Grüße aus Halle